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REICHEN TIERHEIME NOCH AUS?

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Der heimische Tierschutz gerät immer mehr unter Druck, mehrere Faktoren sind dafür verantwortlich.

Seit einigen Jahren kämpfen so gut wie alle heimischen Tierheime mit dem Budget. Sie müssen mehr Tiere versorgen und es gibt weniger potentielle Spender, das ist eine schlechte Kombination. Vermehrer produzieren billige Hunde, der Auslandstierschutz schiebt ebenfalls die unvermittelten Tiere auf den heimischen Tierschutz ab, Rasselisten haben dazu geführt, das gelistete Hunde häufig abgegeben werden. Das ergibt ein mehr an Vierbeinern und die sind schwieriger zu vermitteln, denn knuffiger billiger Nachschub wartet bereits an der nächsten Ecke, im Gegensatz zum Tierschutzhund sind diese Pelzknäuel noch unvorbelastet. Der Auslandstierschutz zieht mit seiner aggressiven Art Spender zu werben, viel Geld aus dem heimischen Tierschutz ab.

Es scheint einen allgemeinen Konsens zu geben, dass heimische Tierheime „ja eh“ Geld genug haben und es den Tieren dort „ja eh“ gut geht, aber Hunde im Ausland sterben, wenn deutsche oder österreichische Spender ihre Brieftasche nicht öffnen. Das führt dazu, dass der heimische Tierschutz ausgehungert wird. Denn auch wenn er Zuschüsse von öffentlicher Hand bekommt, so ist er trotzdem auf private Spenden angewiesen.

Tierheime in Österreich und Deutschland werden im Allgemeinen sehr professionell geführt und die Tiere sind dort gut versorgt. Das kostet Geld. Je nach Tierheim müssen für einen Hund pro Tag 10-20€ kalkuliert werden. Das beinhaltet Futter, Betreuung und medizinische Versorgung, sowie die Abdeckung der laufenden Kosten des Tierheims. Das ist in etwa so viel wie eine Hundepension kostet, also nicht wenig.

Können die Tiere schnell vermittelt werden, dann sind die Kosten finanzierbar, wird aber ein Hund zum „Langsitzer“, sieht die Sache anders aus. Das ist der Grund, warum einige europäische Länder den Tieren nur eine gewisse Frist einräumen und sie dann töten. Deutschland und Österreich tut das offiziell noch nicht. Hinter den Kulissen wird allerdings auch jetzt schon, der eine oder andere Hund eingeschläfert, wenn man denkt, dass keine Chance auf Vermittlung besteht.

Manche Tierheime denken bereits laut darüber nach, „Langsitzer“ auf Gnadenhöfe zu geben. Diese sind im laufenden Betrieb billiger und daher eine Möglichkeit den Hund, auch wenn ihn keiner will, am Leben zu lassen.

Neben den offiziellen, von öffentlicher Hand geförderten, Tierheimen, gibt es auch den „privaten Tierschutz“. Prinzipiell eine gute Sache aber die Schattenseite ist, dass mangels ausreichender Kontrolle das eine oder andere private Projekt entweder Spendengelder „verheizt“ oder Tiere leiden lässt. Nachdem in der jüngeren Vergangenheit mehrere solche Fälle aufgeflogen sind, soll nun mehr kontrolliert werden und auch der private Tierschutz muss Auflagen akzeptieren. In Deutschland ist das der §11 und in Österreich die Auflage eine einschlägige Ausbildung nachzuweisen, wie zum Beispiel die zum Tierpfleger.

Privater Tierschutz kümmert sich meistens um Hunde die aus dem Ausland kommen, diese Organisationen importieren Hunde aus Süd-und Osteuropa. Dazu arbeiten sie im Allgemeinen mit Tötungsstationen zusammen. Dadurch kommen mehr Hunde ins Land. Genauso wie die Hunde von Vermehrern werden sie oft, mit wenigen Auflagen verbunden, billig weiter gegeben. Manche dieser Hunde schaffen es nicht, sich an die deutschen oder österreichischen Lebensbedingungen anzupassen, überfordern ihre neuen Besitzer, die sie oft unüberlegt anschaffen, und landen daher im Tierschutz – im offiziellen, heimischen Tierschutz.

Dieser dadurch entstehende Druck kann dazu führen, dass auch Österreich und Deutschland beginnt, gesunde Tiere einzuschläfern. Aktuell verbietet das zwar das Tierschutzgesetz, aber Gesetze ändern sich, wenn sich Situationen ändern.

Natürlich versuchen Politik und offizieller Tierschutz diesem Problem zu begegnen. Man ist mittlerweile strenger mit Vermehrern, illegaler Hundehandel wird aufgedeckt, erste empfindliche Strafen wurden verhängt. Auch dem Auslandstierschutz macht man das Leben schwerer, Transporte werden genauer kontrolliert, es kommt häufiger zu Anzeigen und Abnahmen. Aber das wird nicht ausreichen, wenn der Konsument nicht umdenkt.

Denn gesteuert wird diese Entwicklung von Konsumenten die billige Hunde unkompliziert erwerben wollen und sich ihrer entledigen, wenn sie feststellen, dass das Leben als Hundehalter auch seine Tücken hat. Diese Menschen sind keine wirklichen Hundeliebhaber, sie wollen ein Tier zum Zeitvertreib, oft kaufen aus einer Laune heraus. Der Auslandstierschutz und auch der Vermehrer hat genau das Produkt das sich diese Menschen wünschen: billig, unkompliziert, frei Haus geliefert, ohne viele Fragen zu stellen.

Echte Hundeliebhaber informieren sich vor der Anschaffung eines Hundes, sie überlegen sich wo der Hund herkommen soll, welche Art Hund in das eigene Leben passt, wie viel Zeit sie aufwenden wollen und vor allem, können. Sie denken über die finanziellen Belastungen nach, die durch einen Vierbeiner entstehen und meistens legen sie einige Kilometer zurück bevor sie den auserwählten Hund tatsächlich ins Haus holen. Diese Hunde haben Glück, denn die wenigsten von ihnen landen im Tierschutz, meistens haben sie ein glückliches, langes Hundeleben bei „ihrem“ Menschen. Und soll es eigentlich sein. Tierheime sind nur ein Notnagel, wenn Unvorhergesehenes passiert.

Menschen die mal schnell einen Hund vom Vermehrer oder aus dem Auslandstierschutz kaufen, denken da meist ganz anders. Sie nehmen den Hund weil er „ssssooooo liiieeeb“ aussieht oder weil er „soooooo aaaaarm“ ist. Dann erst informieren sie sich was genau sie sich ins Haus geholt haben. Vierbeiner können, entsprechend ihrer Rasse und Herkunft, sehr unterschiedlich in ihrem Gemüt und in ihrem Bedürfnis nach Auslastung sein. Manche Neo-Hundehalter geben die Tiere dann, wenn sie doch nicht der Erwartung entsprechen, im Tierheim ab. Manche versuchen aus dem Spontankauf das Beste zu machen und beginnen sich langsam darüber zu informieren, was der kleine Liebling so alles braucht.

Die in diesem Zusammenhang gestellten Anfragen lesen sich in Hundegruppen oft sehr erheiternd. Die erste Frage ist meistens warum der Hund nicht stubenrein ist. Manche Menschen glauben tatsächlich, dass es so etwas wie ein „Stubenreinheitsgen“ gibt und sind völlig von den Socken, wenn der kleine Vierbeiner eine Pfütze am Teppich macht. Wenn sie den ersten Schock überwunden und sich damit abgefunden haben, dass man einen Hund beibringen muss, nicht im Haus aufs Klo zu gehen, kommt die nächste frequent asked question. Was für eine Rasse oder was für einen „Micks“ habe ich mir eigentlich angeschafft? Denn spätestens wenn der Vierbeiner erste Eigenheiten zeigt, dann stellen auch diese Menschen fest, dass Hund eben nicht gleich Hund ist.

Karma strikes back – wenn diese Frage in Hundegruppen gestellt wird, dann werden diese Menschen meistens zuerst mit einer Lawine von vorwurfsvollen Postings überhäuft. Spätestens nun wissen sie, dass es nicht klug ist, sich einen Hund „mal einfach so“ anzuschaffen. Manche Hunde landen dann im Tierheim, oder sie haben Glück und haben einen hartnäckigen Menschen erwischt der sich auch davon nicht abschrecken lässt oder sich eingesteht, dass es eben doch eine blöde Idee ist, einen Hund „mal einfach so“ anzuschaffen. Manche Neo-Hundehalter verfluchen an diesem Punkt den Vermehrer von dem sie gekauft haben oder sie schreiben einen erbosten Brief an die Auslandstierschutzorga, von der sie den Hund bekommen haben (der meistens im Mistkübel landet) oder sie beschweren sich bei der Pflegestelle der Orga, die den Hund eigentlich hätte resozialisieren sollen.

Übrigens, viele gute Hundetrainer lachen sich kringelig, wenn sie hören, dass Hunde „resozialisiert“ werden. Vierbeiner resozialisiert man nicht, sie sind weder schwer erziehbare oder traumatisierte Kinder, noch sind sie Schwerverbrecher. Bei Hunden verändert man Verhalten, im besten Fall unerwünschtes in erwünschtes Benehmen.

Und das ist meistens die nächste Hürde, die Billighundhalter zu nehmen haben. Es hat schon seinen Grund warum der Hund nicht viel kostet. Entweder stammt er aus einer Hinterhofzucht, der einer Puppy Mill oder er hat eine grimmige Vorgeschichte die unerwünschte Verhaltensweisen zur Folge hat.

Vermehrer beuten die Zuchthündinnen aus und nehmen die Welpen viel zu früh von der Mutter weg. Meistens ist die Hundemutter Mangelernährt und gibt das mit ihrer Milch an die kleinen Pelzknäuel weiter. Ein dunkler Käfig ist auch keine perfekte Welpenstube. Die meisten Vermehrerhunde haben gesundheitliche Probleme und ein kreatives Verhalten.

Hunde aus dem Auslandstierschutz haben meist ziemlich schlimme Dinge hinter sich. Das Leben auf der Straße ist schon Stress, aber wenn sie dann gefangen werden, aus ihrem Verband herausgerissen, in einen Käfig gestopft und zu guter Letzt, nach einer meist ziemlich ruppigen Behandlung durch Menschen, beim „Retter“ ankommen, dann rennen sie meistens was das Zeug hält. Es gibt mittlerweile schon eigene Gruppen und Seiten, wo nur Hunde gepostet werden, die bei der Übergabe entfleucht sind. Fragt man den „Retter“, warum er nicht selbst in das Land fährt und den Hund holt, dann erntet man völliges Unverständnis, wie man nur so doof sein kann einen Hund selber zu holen. Retten muss ausreichen, abholen ist da nicht drinnen. Dabei könnte das der armen Kreatur 20-30 Stunden Fahrt in einem engen Käfig und in den eigenen Exkrementen ersparen. Aber die Hunde müssen da durch, geht ja schließlich ins gelobte Land.

Dass diese Hunde dann „nicht ganz einfach“ sind, verwundert kaum. Würde man all das einem Menschen antun, dann würde der den Rest seines Lebens eine Therapie brauchen um die Traumata zu verarbeiten. Hunde sind anpassungsfähig und sie sind hart im Nehmen, aus vielen werden, nach einiger Zeit wenigstens, durchaus brauchbare Vierbeiner. Und für die, die das nicht schaffen, gibt’s ja, erraten – das Tierheim.

Das erklärt vielleicht etwas, warum Tierheime unter Druck kommen, warum es so viele Tiere gibt, die keinen eigenen Zweibeiner haben.

Die Konsumenten dieser Vierbeiner sollten sich zwei Dinge überlegen: billiger Hund bedeutet Tierleid und man kann nicht alle „retten“. Denn gelingt es nicht, die Verhältnisse in Süd-und Osteuropa zu verändern, dann werden definitiv viele Hunde sterben, leiden, das tun sie jetzt auch schon.

Natürlich entscheidet jeder Spender, was er mit seinen Euros macht, aber er sollte damit wenigstens nicht dazu beitragen Tierleid zu erzeugen. Daher kann man immer nur raten: Hände weg von billigen Hunden, Hilfe im Ausland, ja natürlich, aber bitte vor Ort. Auch wenn wir alle die Geschichte des kleinen Seesterns kennen …

 

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Der Beitrag REICHEN TIERHEIME NOCH AUS? erschien zuerst auf Der Hundefreund.


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